Wotan Wilke Möhring im Interview

»Geheimnisse sind bei mir sicher«

21. Oktober 2019 – Interview: Christian Gottwalt und Niclas Müller
Was ist heut­zutage noch vertraulich, was privat? Wotan Wilke Möhring denkt im Interview intensiv über diese Fragen nach. Und plaudert am Ende ein echtes Geheimnis aus
Diese Nachricht ist nur für mich: Schauspieler Wotan Wilke Möhring schirmt beim Fotoshooting für das Allianz Kundenmagazin 1890 sein Smartphone ab. Fotos: Henning Ross

Herr Möhring, in Ihrem neuen Film »Das perfekte Geheimnis« wagen Freunde ein Experiment, das Daten­schützer gar nicht gut fänden: Drei Frauen und vier Männer legen ihre komplette Kommunikation offen. Geht das gut?

Nicht ganz. Während eines Abendessens kommt jemand auf die Idee, alle Gespräche und SMS am Tisch öffentlich zu machen. Nach dem Motto: Wir sind alte Freunde und haben keine Geheimnisse voreinander. Dann kommt die Wahrheit heraus: dass wir ein öffentliches Leben haben, ein privates und ein geheimes. Es treten spannende, turbulente, lustige und traurige Sachen zutage.

Oft machen Handys beim Essen die Atmos­phäre kaputt.

Das stimmt, ich habe es auch gern ohne Handy am Tisch.

Werden Sie nervös, wenn Sie Ihr Telefon nicht in der Tasche spüren?

Nur wenn ich auf einen Anruf warte. Entscheidend ist, dass du dich von deinem Telefon nicht beherrschen lässt, sondern versuchst, die Technik zu beherrschen.

​Das klingt fast, als wäre Ihr Handy ein Gegner.

Nein, aber wenn nichts kommt, muss ich auch nicht draufgucken. Das Einfach-nur-Gucken ist eine Übersprungshandlung, die bei vielen zum Habitus geworden ist. Es ist Lebenszeit, die man für anderes sinnvoller nutzen könnte.

​Lassen Sie Ihre Kinder schon ans Handy?

Meine Große ist zehn und hat natürlich noch kein eigenes Handy, weil dafür eine Vernunft nötig ist, die sich erst in einem bestimmten Alter entwickelt. Das ständige Handygucken will ich den Kindern ersparen. Ich nutze mein Handy so, wie es gedacht ist.

​Um die Kinder öfter anzurufen?

Der Gedanke vieler Eltern, dass sie ihrem Kind ein Smartphone geben, um es besser erreichen zu können, ist oft vorgeschoben. Was dahintersteckt, ist schlimm: dass du dir Ruhe erkaufst.

Viele finden Handys für Zehnjährige normal.

Das Argument »andere haben das auch« zählt bei mir nicht. Wer Kinder hat, muss Grenzen ziehen und versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen. Du kannst nicht vom Kind Zurückhaltung verlangen, während du selbst ständig am Daddeln bist. Ich frage meine Kinder zum Beispiel: Kann ich jetzt ein Foto machen? Einfach nur draufzuhalten, fände ich nicht okay.

​Sie fragen vor jedem Schnapp­schuss?

Meistens ja. Oft sind die Kinder vom Fotografieren genervt. Bei jeder Vorführung im Kindergarten stehen die Eltern da und halten das Ding hoch. Keiner schaut hin, was die Kleinen wirklich machen.

​Als Promi­nenter werden Sie oft foto­grafiert. Stört Sie das?

Wenn die Leute um ein Selfie bitten, ist das anständig. Aber es gibt auch die, die einen aus der Ferne einfach ablichten. Das fühlt sich einfach komisch an.

​Das Handy verwandelt normale Menschen in Paparazzi?

Die meisten behalten die Fotos ja für sich, das ist erlaubt. Wenn der Verkehr nicht beeinträchtigt wird, ist es ja sogar ­legal, dass wir an einem Unfall vorbeifahren und ihn foto­grafieren, auch wenn wir die Fotos davon nie angucken. Ethik und Scham kommen hier ins Spiel, wenn ich das Gerät benutze, ohne zu wissen, warum und wofür.

​Wenn Sie mit den Kindern unter­wegs sind – passen Sie dann besonders auf?

Die Kinder sind tabu. Sie sind eigene Wesen, und ich will nicht, dass sie darunter leiden, dass der Vater prominent ist, und eine Unfreiheit mitbekommen, die nicht kindgerecht ist. Ich musste bisher erst einmal zu jemandem hingehen und sagen, dass er die Fotos löschen soll.

Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen privat und geheim?

Als Schauspieler haben wir noch eine Kategorie: persönlich. Persönlich ist das, was ich nicht preisgebe, was ich schütze. Privat ist, wo ich in Urlaub hinfahre und diese ganzen Sachen. Das gibst du preis.

​Aber ist es nicht ungemein persönlich, Gefühle zu zeigen, auch wenn jeder weiß, dass sie nur gespielt sind?

Es sind zwar echte Gefühle, aber es sind nicht meine, sondern die des Charakters. Jede Figur offenbart Trauer, Schmerz und Wut anders. Natürlich habe ich selbst großen Anteil daran. Der Fundus ist natürlich deiner. Aber wo du die Gefühle herholst, wo sie herkommen – das ist geheim. Das ist sehr geheim.

​Können Sie Geheimnisse für sich bewahren?

Ja, Geheimnisse sind bei mir sicher. Gossip – ich benutze mal dieses Wort – ist mir ein Rätsel. Klatsch und Tratsch haben mich noch nie interessiert, das hat einfach keinen Wert.

​Wie ist das mit Spionage?

Was, wenn andere in Ihr Handy schauen würden? In mein Handy? Fänd ich kacke! Jetzt nicht, weil da was Verbotenes drin wäre, sondern weil es andere einfach nichts angeht. Das ist, als würde jemand einfach in dein Haus einsteigen und deinen Lieblingsjoghurt wegessen.

​Etwas, worum viele Menschen ein Geheimnis machen, ist Geld.

Weil es in unserer Welt den sozialen Status ausdrückt. Geld markiert ein Mehr oder Weniger. Und weil wir oft nicht preisgeben, wie viel wir haben, wird es spannend: Die anderen sollen denken, man hat total viel. Oder sie sollen denken, man hat nicht viel. Das ist in beide Richtungen interessant.

Sie waren früher Punk und haben lange ganz ohne Geld gelebt.

Ich hab mich durchgeschlagen, bin irgendwie an ­Essen gekommen. Aber ich war nie der Bettelpunk, weil ich es komisch fand, gegen das System zu rebellieren und sich gleichzeitig die Brotkrumen dieses Systems zu nehmen. Ich fand es immer toll, wenn jemand jongliert, Pantomime oder irgendwas macht – und nicht nur die Hand aufhält.

Schau­spieler ist ja auch kein Beruf, in dem von vorn­herein klar ist, dass man davon leben kann.

Ich kenne auch keinen, der das wegen des Geldes macht. Das wäre ja ulkig. Und es ist auch definitiv kein Beruf, der dich in Sicherheit wiegt. Aber die Unsicherheit, die damit verbunden ist, finde ich gut, weil sie mich wach hält.

Wie sorgt ein Schau­spieler fürs Alter vor?

Keine Ahnung. Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Echt nicht.

Aus Sicht einer Versicherung riskant.

Ich liebe meine Arbeit und warte nicht auf den Tag, an dem ich pensioniert werde, weil dann das Leben losgeht. War nie meine Haltung.

Wie wichtig ist Ihr Gesicht als Kapital?

Das macht vielleicht 80 Prozent aus. Du kannst deine Physis nur zum Teil verändern. Und das Gesicht kommt an erster Stelle. Das ist sehr, sehr wichtig. Wenn du richtig alt bist, dann erzählt es schon die ganze Geschichte. Das ist spannender als ein Gesicht, das sich vor lauter Botox nur noch zum Bemalen eignet.

Allerdings wird es mit dem Alter nicht leichter, Rollen zu bekommen.

Weil die agilsten Kinogänger die jüngeren sind. Die brauchen Protagonisten, mit denen sie sich identifizieren können. Und das sind in der Regel nicht die Alten.

​Noch schwerer haben es ältere Schau­spieler­innen.

Ja, für Frauen ist es in unserer idealisierten Schönheitswelt problematischer. Aber es ändert sich ein bisschen. Es gibt tolle Kolleginnen, Iris Berben oder Katja Riemann zum Beispiel, bei ihnen funktioniert es. Als Schauspieler bist du angewiesen auf Drehbücher. Wenn die nicht kommen, wird es schwierig.

​Könnten Sie uns zum Schluss bitte ein Geheimnis verraten? Etwas über sich, das Sie noch nie in einem Inter­view preis­gegeben haben?

(Herr Möhring spielt mit seinem Handy, während er nachdenkt. Darauf klebt ein Borussia-Dortmund-Sticker für Vereinsmitglieder.) Ich war früher FC-Köln-Fan. Also als Kind. Das muss reichen. Das ist ein Hammer.

Wotan Wilke Möhrings neuer Film heisst »Das perfekte Geheimnis« (Kinostart: 31.10.2019). Eine Komödie über Freunde, die sich alles anvertrauen
 
Allianz Körper­Schutz­Police
Absicherung für bestimmte Fähigkeiten
Für Schauspieler, Sportler, Handwerker & Co. – Wotan Wilke Möhring sagt im Interview, das Gesicht sei sein wichtigstes Kapital. Klar, denn ein Schauspieler ohne Mimik hätte es schwer. Um besondere körperliche oder geistige Fähigkeiten abzusichern, hat die Allianz die KörperSchutzPolice entwickelt. Sie bietet finan­ziellen Schutz für den Fall, dass bestimmte Funktionen beeinträchtigt sind. Diese Absicherung ist nicht nur für Künstler wie Möhring sinnvoll, sondern auch für Handwerker, Bauarbeiter, Pfleger oder Sportler. Mehr zur Allianz KörperSchutzPolice finden Sie hier.
 
 
Private Altersvorsorge
Ihr Ansprechpartner vor Ort berät Sie gern
Individuelle Lösungen – Wer sich noch nicht mit seiner Altersvorsorge beschäftigt hat, kann einen Beratungstermin bei seinem Ansprechpartner vor Ort vereinbaren. Denn grundsätzlich gilt: Wer früh anfängt, privat vorzusorgen, kann schon mit kleinen Beiträgen viel erreichen. Mehr zu den Möglichkeiten und Vorsorgekonzepten der Allianz erfahren Sie hier
  

Bildquellen

Icons: Timo Meyer/kombinatrotweiss

wotan-wilke-moehring-allianz-interview: Henning Ross

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