Wieder fest im Sattel

11. Februar 2019 – Text: Isabel Steffens
Pferde­osteo­pathin Katharina Oestreich verun­­glückte beim Reiten schwer. Die Folge des Unfalls: ein Ober­schenkel­hals­bruch – und eine längere Arbeits­un­fähigkeit. Auch dank der Un­fall­beraterin der Allianz ist sie jetzt wieder fit
Ein halbes Jahr nach ihrem Sturz bewegt Katharina Oestreich ihre Pferde längst wieder sicher. Auch in schwierigem Gelände. Foto: Frank Schinski

Mit sanftem Druck bewegen sich Katharina Oestreichs Hände über den Rücken von Coolio. Der Wallach stellt die Ohren auf, hebt den Kopf, blickt sich um. Katharina Oestreich streicht über die Flanke, tritt einen Schritt zurück und setzt mit ihren Fingern wieder am Hals an. Dann drückt sie fest ins Fell. Coolio beginnt zu kauen und schließt die Augen. »Daran merke ich, dass er sich entspannt.« Die 37-Jährige aus Friedland in Niedersachsen ist Pferdeosteopathin. Sie behandelt Tiere, die sich nicht mehr richtig bewegen, lahmen oder einen steifen Hals haben.

Ein paar Tage nach der Therapie wuchtet Katharina ­Oestreich den Sattel auf Coolios Rücken und zurrt den Gurt fest. Gleich wird sie den Wallach nach draußen auf den Reitplatz führen, zum Springen. Denn neben der Osteopathie trainiert die gebürtige Hannoveranerin Pferde für Wettbewerbe. »Die Tiere hier sind zum großen Teil Turnierpferde«, erklärt sie. Echte Leistungssportler, die sich trotz oder gerade wegen ihres intensiven Trainings auch verletzen können.

Katharina Oestreich kennt das allzu gut. Wer wie sie seit 25 Jahren Springreiterin ist, für den gehören nicht nur Siegerschleifen, sondern auch Stürze dazu. »Zwölf Knochen­brüche hatte ich schon, von kaputten Rippen bis zum gebrochenen Handgelenk«, berichtet sie.

Wie wird man eigentlich Pferdeosteopathin? »Durch Zufall«, sagt Katharina Oestreich und lacht, während sie Coolio aus dem Stall führt. Obwohl die Tiere seit drei Jahrzehnten zu ihrem Leben gehören, hatte sie nie vor, auch noch beruflich etwas mit Pferden zu machen. Nach dem Abi studierte sie Chemie und BWL, sattelte um, machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau.

Fingerspitzengefühl: Die Pferdeos­teopathin drückt auf die richtigen Stellen und kann so Ver­spannungen beim Pferd lösen. Foto: Frank Schinski

Als Giuliano, eines ihrer Pferde, krank wurde und sich kaum noch bewegen konnte, reiste sie mit ihm nach Bayern – zu einer Pferdeosteopathin. Es war die letzte Hoffnung. »Drei Tierärzte hatten mir gesagt, dass da nur noch der Schlachter hilft«, erzählt Oestreich. Die Osteopathin hingegen tastete, drückte, massierte – und löste so die Blockaden bei Giuliano. Heute ist der Wallach 19 Jahre alt und in Rente. Und für Katharina Oestreich war klar: Sie will das auch können und selbst Pferdeosteopathin werden.

Seit zehn Jahren ist die Niedersächsin selbstständig und behandelt Pferde in ganz Deutschland. Bei rund 30 Kunden im Monat. Indem sie mit ihren Händen gezielt auf Knochen und Gelenke drückt, löst sie Blockaden. »Was ich mache, sieht total unspektakulär aus, ist aber sehr effektiv.« Dann, wenn Tierärzte nicht weiterwissen. »Zum Beispiel wenn ein Pferd lahmt, im Röntgenbild aber nichts zu erkennen ist.«

Dass sie selbst einmal unter einer Fehleinschätzung leiden wird, kann sie nicht ahnen. »Ich bin mit einem Pferd über ein Hindernis gesprungen, eigentlich keine große Sache. Doch die Stute drehte sich plötzlich nach links – und ich bin über ihren Hals in den Sand geflogen«, erinnert sich Oestreich. Ausgerechnet an Weihnachten. »Im Krankenhaus haben mir die Ärzte gesagt, es sei nur ein Muskelfaserriss. Ich solle Schmerzmittel nehmen und weitermachen.«

»Für mich als Selbstständige war es wichtig, schnell wieder fit zu werden«
Katharina Oestrich
Eine Fehldiagnose, die erst einmal niemand bemerkt. Doch neun Tage später kann sich die Pferdetherapeutin kaum noch bewegen, die Schmerzen werden nicht besser. Sie fährt in die Klinik und besteht auf ein Röntgenbild. Erst jetzt kommt heraus: Der Oberschenkelhals ist gebrochen. »Die Ärzte haben mich gleich für die OP dabehalten.« Zwei Monate lang geht sie auf Krücken – und ist arbeitsunfähig. Auch den eigenen Alltag kann sie kaum bewältigen. Sie zieht bei Freunden ein, lässt die Pferde von ihren Besitzern abholen. Ihr Glück war, dass sie erst im vergangenen Sommer den privaten UnfallSchutz der Allianz mit Wieder-fit-Baustein abgeschlossen hatte. Diese Zusatzleistung umfasst ein individuelles Reha-Konzept, die Allianz übernimmt dabei Kosten bis zu 10 000 Euro. Katharina ­Oestreichs persönliche Allianz Unfallberaterin Antje Boigk (siehe Interview rechts) organisierte die Reha, damit die Pferdeosteopathin so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen konnte. Schließlich zählt für Selbstständige jeder Tag, um den Verdienstausfall möglichst gering zu halten.
Auf dem Hof im niedersächsischen Friedland trainiert Katharina ­Oestreich Turnierpferde wie Coolio. Foto: Frank Schinski

Die maßgeschneiderte Therapie war enorm wichtig nach der langen Zeit auf Krücken. Die gesetzliche Krankenversicherung von Katha­rina Oestreich hätte nicht dafür bezahlt. Die ­Allianz hingegen schon. »Das lief zum Glück ganz unkompliziert«, erzählt die Pferdetherapeutin. »Frau Boigk hat alles in die Wege ge­leitet, und ich musste nicht erst einen Haufen Papierkram erledigen.« Die Unfallberaterin vermittelte ihr einen Reha-Platz im nur 20 Kilometer entfernten Göttingen. Auch das machte es leichter, denn so konnte die 37-Jährige ihre Trainings und Behandlungen ambulant absolvieren. Inzwischen ist sie wieder ganz zurück auf dem Hof in Friedland. Im ehemaligen Ziegelwerk mit dem weiß verputzten Backstein reiht sich Box an Box. Es riecht nach frischem Heu, Spatzen fliegen zwitschernd durchs Gebälk.

Die 37-Jährige kann heute wieder in vollem Umfang ­arbeiten. »Ganz normal laufe ich allerdings noch nicht.« Deshalb besucht sie noch ein Funktionstraining zum gezielten Muskelaufbau, dessen Kosten ebenfalls der UnfallSchutz der Allianz übernimmt. Hatte sie jemals Angst, sich wieder aufs Pferd zu setzen? Katharina ­Oestreich schwingt sich auf Coolio. »Überhaupt nicht. Stürze gehören dazu.« Sagt eine, die gelernt hat, wie sie wieder aufstehen kann.

Arbeitsmaterial: Endlich kann Ka­tha­rina Oestreich wieder Sattel und Zaumzeug nutzen, um Turnierpferde wie Coolio fit zu machen. Foto: Frank Schinski
Persönliche Hilfe
»Wir helfen schnell, gezielt und un­bürokratisch«

Frau Boigk, wie betreuen Sie Ihre Kundinnen und Kunden?

Wir stehen den Versicherten direkt nach dem Unfall zur Seite und betreuen sie je nach Heilungsverlauf bis zu drei Jahre lang. In manchen Fällen beraten wir nur, in anderen ­helfen wir mit Leistungen, Hilfsmitteln oder therapeutischen Maßnahmen. Im Fall von Katharina Oestreich, die vom Pferd gestürzt ist, habe ich beispielsweise die ambulante Reha und das anschließende Funktionstraining zum Muskelaufbau organisiert. Das ­waren in ihrem Fall wichtige Maßnahmen für eine schnelle Genesung. Dank der guten ­Zusammenarbeit mit der Reha-Klinik konnte sie die Therapie auch sofort wahrnehmen, nachdem sie das Bein wieder belasten durfte.

Ist die Übernahme der Kosten durch den ­Allianz UnfallSchutz auf konservative Thera­pien wie Reha oder Kranken­gymnastik beschränkt?

Nein, ganz und gar nicht. Wir haben beispielsweise einen Kunden, der nach seinem Unfall noch immer ein chronisches Schmerzsyndrom hat und für den wir eine Hypnose­therapie organisierten. Wir klären jeden Fall individuell ab und suchen die optimale Behandlung.

Was müssen die Versicherten dafür tun?

Sie sollten sich bald nach dem Unfall bei uns melden. Viele versuchen erst mal, sich selbst zu therapieren, oft ohne den gewünschten ­Erfolg. Wir helfen schnell, gezielt und un­bürokratisch. Das ist unser Anspruch als Notrufzentrale.

Bildquellen

Unfallberater der Allianz: Frank Schinski

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